Luftaufnahme des Kleingartenvereins
Luftaufnahme des Kleingartenvereins

Unsere Gartenanlage besteht aus 120 Gärten.

Sie befindet sich an einem Südhang mit freiem Blick auf das schöne Tal der Zwönitz und dem beginnenden Erzgebirge angrenzend an ein Waldgebiet.


So blickte man 1937 von der gegenüberliegenden Talseite auf das Gelände unserer jetzigen Anlage
So blickte man 1937 von der gegenüberliegenden Talseite auf das Gelände unserer jetzigen Anlage

„Wer in den dreißiger Jahren den holprigen Feldweg von der Meinersdorfer Straße aus aufwärts ging, erreichte nach wenigen hundert Metern dort, wo der Weg scharf nach links abbiegt, einen dunklen Fichtenwald. Die Bäume standen dicht und verlockten kaum zu einem Waldspaziergang, und auch die Pilzsucher kamen nur selten auf ihrer Kosten. In den letzten Tagen des 2.Weltkrieges rissen amerikanische Bomben Krater in den Waldboden und entwurzelten Bäume. Aus der Not der Nachkriegszeit geboren, sah man dann immer öfter Handwagen bzw. Schlitten, bepackt mit Reisig, unter dem sich meist etwas massives verbarg, den Feldweg hereinfahren. So bewahrte der Wald die Menschen vor der ärgsten Kälte und vielleicht gar vor dem Erfrieren. Der auf diese Weise stark dezimierte Wald wurde dann 1947 vom staatlichen Forstwirtschaftsbetrieb gerodet.

 

„Not macht erfinderisch“, sagt ein altes Sprichwort. Und Not litten in dieser Zeit viele. Auf Lebensmittelkarten gab es nur wenig und auch das nicht immer. Wohl dem, der da etwas zuzusetzen hatte. „Land müsste man haben, dann könnte man etwas anbauen und brauchte nicht so zu hungern“, sagte sich ein mancher. Erich Griesbach und Paul Kästel ergriffen die Initiative. Mit dem Fahrrad führen sie zum Waldwärter Neubert nach Niederdorf und baten um die Zuteilung von Siedlerland. Damit war der Stein ins Rollen gebracht. Die Stadtverwaltung erfuhr von diesem Vorhaben und unterstüzte die Antragsteller. So kam es zum Abschluss eines Pachtvertrages zwischen dem Forstwirtschaftsbetrieb Flöha und der Stadt Thalheim. Der Baumeister Rudolf Korn erhielt den Auftrag, das Gelände zu vermessen und einen Plan zu erstellen. Als „Aktivisten der ersten Stunde“ leisteten folgende Bürger die ersten Arbeitseinsätze:

 

Alfred GriesbachErich Griesbach,

Paul KästelPaul Müller

 und Max Selig

Sie halfen beim Vermessen des Geländes, stellten die erforderlichen Pfähle her und schlugen sie nach den Angaben des Vermessers ein. Die Parzellen wurden nummeriert und dann von der Stadtverwaltung an die Bewerber verlost. Die Bezahlung der Rechnung über 350,- Mark für die Vermessungsarbeiten und das Zeichnen der Pläne kurz nach der Währungsreform wurden für die Initiatoren zu einem fast unlösbaren Problem. Was müsste man wohl heute für diese Arbeit bezahlen?

 

Nach der Freigabe des Geländes am 25. Mai 1948 setzte ein emsiges Treiben ein. Wohl kaum einer der jüngeren Gartenfreunde und Besucher unserer Anlage kann sich vorstellen, unter welchen Bedingungen die Urbarmachung und Erschließung der zugeteilten Parzellen erfolgte. Der Boden war steinig und vor allem im mittleren und unteren Bereich der Anlage tonig. Es gab regelrechte Sumpfstellen, die entwässert werden mussten. Dagegen glich der obere Teil der Anlage fast einem Steinbruch. Im Schweiße ihres Angesichts wühlten sich die angehenden Gärtner mir Kreuzhacken durch den Boden. Manche Steine waren so groß, dass sie im Boden zerschlagen werden mussten, bevor man sie transportieren konnte. So entstand entlang der oberen Grenze der Anlage ein riesiger Steinwall, der später abgefahren wurde. Bis auf wenige Zentimeter dicken Nadelhumus des ehemaligen Waldes gab es so gut wie keinen Mutterboden. Entsprechend kläglich fiel die erste Ernte aus. Trotzdem herrschte Freude über jede Kartoffel und über jedes Getreidekorn, das dem kargen Boden abgerungen wurde. Allein die Beschaffung des Saatgutes wurde für die meisten zu einer kaum lösbaren Aufgabe. Manche Gartenfreunde legten statt der Kartoffeln nur dicke Schalen, damit auch noch etwas zum Essen übrigblieb. Nicht alle Neulandroder hielten durch. Für einige war die Arbeit einfach zu schwer. Doch Fleiß und Mühe blieben nicht ohne Lohn. Von Jahr zu Jahr wurde der Boden lockerer und humusreicher, so dass höhere Erträge nicht ausblieben. Da sich auch die Lebenslage der Menschen allmählich besserte, konnte man mit dem Anbau von Erdbeeren und Gemüse sowie dem Pflanzen von Bäumen und Sträuchern beginnen. Der Übergang vom vorwiegend landwirtschaftlich orientierten Nutzanbau mit dem Ziel der Nahrungsmittelproduktion zur gärtnerischen Gestaltung setzte ein. Die ersten Lauben entstanden, und auch dabei waren Findigkeit und Improvisationsvermögen der Gartenfreunde gefragt. Baumaterial gab es kaum. Kisten und Abrissmaterial erhielten so beim Datschenbau einen neuen Gebrauchswert. Aber nicht nur der einzelne in seinem Garten wurde gefordert. Auch die gesamte Gartenanlage verlangte den Einsatz der Gartenfreunde. Wege mussten angelegt, ein Konzept zur Wasserversorgung erstellt und in Angriff genommen sowie ein Name für die neue Sparte im Verband der Kleingärtner und Siedler gefunden werden. Der Vorschlag Paul Müllers, sie „Morgenrot“ zu nennen, fand breite Zustimmung.“